Mackensen-Kaserne Hildesheim

Ein 3. Preis städtebaulicher Wettbewerb
Zusammenarbeit mit Brederlau*Holik, Büro für Architektur und Städtebau

Städtebauliches Konzept
Ziel des vorliegenden Entwurfes ist eine Urbanisierung des Standortes. Dazu werden die vorhandenen Bezüge aus dem umgebenden Stadtkontext aufgenommen und in eine neue, städtische Struktur übersetzt. Vorgeschlagen wird ein Konzept, das ein eindeutiges und prägnantes städtebauliches Grundgerüst bereitstellt, in dem sich urbanes Leben sowie alltägliches Miteinander entwickeln kann und in dem dabei Offenheit für Unvorhersehbares und für Veränderungen gegeben ist.

– Anbindung und Vernetzung mit dem umgebenden Stadtkontext
– Ausbildung eines eigenständigen Stadtquartiers
– Reaktion auf die Bebauungsstruktur der Oststadt
– Überwindung der Barriere-Wirkung der Bahnstrecke Hildesheim–Goslar
– Bezug zur St. Elisabeth-Kirche
– Ausbildung einer räumlich wirksamen Adressbildung zur Senator-Braun-Allee
– Ausbildung eines zentralen Quartiersplatzes an dem Schnittpunkt der Hauptbezüge, der Ost-West und Nord-Süd Verbindungen

Städtebauliche Struktur
Innerhalb des robusten, städtebaulichen Rahmens für den neuen Stadtteil sind wesentliche Setzungen wie der Zuschnitt und Proportion der Baufelder sowie notwendige Raumkanten vorgegeben. Ebenso sind die öffentlichen Räume, Quartiersplatz, Gartenplätze und Straßenräume vordefiniert. Innerhalb dieser Vorgaben ist das Ziel, größtmögliche Freiheit für vielfältige sowie flexible Gebäude- und Wohnformen zu ermöglichen.

– Freiräume und Baufelder sind in Dimension sowie Proportion weitgehend vorstrukturiert
– Die Baufelder erhalten jeweils eigene, für alle Bürger nutzbare Freiraumbereiche, wirksam als
öffentliche Gärten
– Durch veränderbare Teilbarkeit der Baufelder und anpassbare Parzellen ist ein großes Spektrum von
Nutzungsmischung, unterschiedlicher Aktivitäten und Parzellierung möglich
– Anpassbarkeit bzw. Steuerung von typologischer Vielfalt und städtebaulicher Dichte sowie ein hohes
Maß an Vielfalt und Individualisierung der Gebäudetypologie ist dadurch erreichbar
– Prozessuale Umsetzung des städtebaulichen Konzepts: in jeder Phase der Entwicklung ist ein in sich
anpassbares und prägnantes Grundgerüst sowie eine Identität gebende, ablesbare
Quartiersfiguration gegeben

Erschließung
Die Haupterschließung des Stadtteils erfolgt über die Frankenstraße und Senator-Braun-Allee. Die interne verkehrliche Erschließung erfolgt über eine zentrale Quartierstraße, die für alle Fahrzeugarten geeignet ist. Hier sollten auch die Buslinien fahren. Außer für diese Erschließungsstraße, die auch den östlichen Dienstleistungsbereich anbindet, wird für die anderen mit KFZ befahrbaren Flächen „shared space“ vorgeschlagen. Eine gleichberechtigte Nutzung des öffentlichen Raums mit gleichen Rechten für alle Verkehrsteilnehmer fördert die gegenseitige Akzeptanz sowie Aneignung der Räume und vermindert die Unfallgefahr.

Die Bewohnerstellplätze sind hauptsächlich in Tiefgaragen auf den entsprechenden Baufeldern untergebracht. Besucherparkplätze sind überwiegend im öffentlichen Straßenraum vorgesehen. In den Tiefgaragen (Senator-Braun-Alle) sowie teilweise bei den öffentlichen Parkplätzen sind jeweils mehrere Lade- und Entladestationen für Elektromobilität vorgesehen. Diese sind in das Gesamtenergiekonzept (Smart Grid) des Stadtteils integriert. Im Bereich des Quartierzentrums ist darüber hinaus eine Mobilitätsstation vorgesehen. Hier können Pedelecs entliehen, Carsharing organisiert und der Service für die Mobilität der Bewohner vorgehalten werden.

Freiraum
Für den neuen Stadtteil ist ein hierarchisiertes und abgestuftes Freiraumsystem (öffentlich und privat) entwickelt worden, das eine hohe Aufenthaltsqualität durch differenzierte Freiräume, ebenso wie durch Dachgärten und Höfe anbietet. Die Quartiersmitte wird durch einen zentralen Platz gebildet. Bei der Gestaltung der gemeinschaftlich nutzbaren Freiräume in den jeweiligen Baufeldern sollte den zukünftigen Bewohnern Einflussmöglichkeiten gegeben werden.

In Anlehnung an die landschaftsräumlichen Bezüge zwischen „Galgenberg“ im Süden und der in der Oststadt liegenden Parkanlage „Steingrube“ erhalten die öffentlichen Freiflächen innerhalb des neuen Quartiers ein übergeordnetes und prägendes Gestaltungsmotiv. Unter Einbindung des historischen Wasserwerks und der dazugehörigen artifiziellen Erdbauwerke wird den einzelnen in sich abgeschlossenen Freiräumen ein jeweils eigenes Landschaftsrelief unterlegt. Die sich entlang des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Korridors im Wechsel der Korridorseiten aneinanderreihenden Garten- und Platzräume weiten dabei den Straßenraum über die Länge der jeweiligen Baufelder auf und bieten Raum für Erholung und unterschiedliche Aktivitäten.

Die „Kaskadenpartie“ im Norden ist geprägt durch eine Staffelung von Baum bestandenen Terrassengärten. Sie geht nach Süden in verschieden bepflanzte Becken unterschiedlicher Tiefe über, die von Stegen durchzogen werden. Die von dem Bahnübergang ausgehende Querallee führt als Ost-West-Verbindung über den zentralen Quartiersplatz, der durch eine offene und vielseitig nutzbare Platzfläche mit einheitlichem Plattenbelag gebildet wird. Der „Wellengarten“ ist geprägt von einer gleichmäßigen Rasenwelle, die ein Holzdeck und kleinere Plattformen trägt. In das Holzdeck sind drei markante Bestandsbäume integriert, unter denen ein entspanntes Verweilen ermöglicht wird. Der nördliche Bereich des Wellengartens wird dabei gestalterisch in den zentralen Quartiersplatz einbezogen.

Die „Mäandersequenz“ nimmt eine Abfolge einzelner Sport- und Spielflächen auf, die durch Querungen einzelner Sitzmauern gegliedert werden. Den südlichen Abschluss bildet das „Höhenspiel“ aus Rasen- und Wiesenflächen, die unter dem lichten Blätterdach von Birken und Robinien einen idealen Erholungsraum für das Quartier darstellt. Dieser Gartenraum formuliert zugleich den Übergang zum sich anschließenden parkartigen Areal am historischen Wasserwerk, in das eine Skateranlage als zusätzliches Angebot für Jugendliche einbezogen werden könnte. In den durch die Bebauungsstruktur gebildeten Höfen sind zum Teil großzügige Gemeinschaftsflächen vorgesehen, in denen sich kleinere Spiel- und Aufenthaltsbereiche abwechseln. Nach Süden nehmen der Anteil der privaten Gartenflächen sowie der parkartige Baumbestand innerhalb der Baufelder zu, wodurch eine strukturelle Anbindung an den angrenzenden Gehölzbestand hergestellt wird. Die Baumreihen an der Senator-Braun-Allee werden im südlichen Bereich vor der Neubebauung weiterentwickelt und ergänzt.