Stadtteilzentrum und Stöckener Markt Hannover

2. Preis Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
Zusammenarbeit mit ksw architekten + stadtplaner bda dwb

Stadtmitte Stöcken – Markt – Bühne – Garten – Hof
Gerahmt von der weiten Landschaft der Leineaue und den großflächigen Industriearealen am Nordhafen befindet sich im Nordwesten Hannovers der Stadtteil Stöcken. Im Herzen des Stadtteils und nahe des Stadtfriedhofs gelegen befindet sich der Stöckener Markt, der mit seinen Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten als Zentrum des öffentlichen Lebens fungiert. Durch die platzbegrenzenden Bauten aus Einzelhandel, Dienstleistung, Wohn- und Sakralgebäuden und den neu zu errichten Stadtteilzentrum erwächst eine hohe funktionale und gestalterische Anforderung an die Freianlangen. Sie stehen als Vermittler zwischen den Veranstaltungs- und Versammlungsstätten zum einen und den Orten mit zentralen Sozialfunktionen zum anderen. Wertvolle Baumstrukturen verleihen dem gesamten Bereich um den Stöckener Markt bereits heute ein einprägsames und ausdrucksstarkes Äußeres. Dieses vorhandene Potenzial wird aufgegriffen und genutzt, um einen einprägsamen, zusammenhängenden Stadtraum mit klar formulierten Raumtypologien zu entwickeln, der in einen von prachtvollen Platanen umgebenden Marktplatz, einen dem Stadtteilzentrum zugeordneten Vorplatz und einen Stadtteilgarten gegliedert ist.

Ein Belag aus ockerfarbenem Granitpflaster befestigt alle Geh- und Verkehrsbereiche bis zur St. Christophoruskirche im Osten und dem Gebäuderiegel im Süden des Bearbeitungsgebietes. Verlegrichtungen, Formate, Borde, Pflasterrinnen und taktile Streifen unterteilen diese Flächen in Verkehrsflächen für den fahrenden und ruhenden Verkehr sowie in Aufenthalts- und Gehbereiche für Fußgänger. Durch leichte Aufkantungen, einem Wechsel des Pflasterformats und parallel zur Straße gesetzten Mastleuchten wird der Straßenraum gegliedert und die Gehwege barrierefrei abgesetzt. Die vorhandenen Großbäume werden dabei in die Planung integriert und lediglich punktuell reduziert, um so eine signifikante Raumstruktur zu präzisieren. Der Marktplatz wird im Inneren durch seine neue Gestaltung von Barrieren, Höhensprüngen und parkenden Autos befreit und erhält so die universell gestaltete Qualität eines offenen Raumes für Märkte und Veranstaltungen, der problemlos auf den Stellplatzbereich erweitert werden kann. Befestigt mit Großformatplatten aus Sichtbeton ist eine Beschickung der Marktstände ohne weiteres möglich. Die Bestandsbäume werden derart in die Neugestaltung eingebunden, dass sich der Platz an das Höhenniveau der umgebenden Flächen anpasst. Lediglich ein bis zwei, sich in das umgebende Gelände einschleifende Stufen bilden einen moderaten Höhenversatz an der Nordostecke des Platzes. Sitzgelegenheiten an der nördlichen Platzkante bieten in direkter Nähe zum Einzelhandel und den gastronomischen Einrichtungen Erholungsmöglichkeiten unter den schattenspendenden Baumkronen. Durch die Anordnung der Ausstattungselemente an den Rändern des Platzes kann der Innenbereich freigehalten werden und bietet nunmehr mit seiner wohltuend proportionierten Weite einen großzügigen Binnenraum innerhalb der vielfältigen umgebenden Stadtstruktur. An der südwestlichen Platzecke bildet ein Podest ein Pendant zu den Verweilorten im Norden. Das Podest kann von allen Seiten als Sitz- und Liegefläche genutzt werden und schafft so den Übergang zum Entree an der Eichsfelder Straße; es hat ortsprägende Wirkung und vermag zur Adressbildung beizutragen. Ein aus Granitstein hergestellte fulminante Stöckener – Brunnenschale wird zum Anziehungspunkt und Blickfang nahe der neuen Stadtloggia und den angrenzenden gastronomischen Einrichtungen. Frei verteilte Sitzgelegenheiten erweitern das kostenlose Aufenthaltsangebot und vermögen sich zudem, im Entree vor den Pkw-Stellplätzen positioniert, zu behaupten. Den Zugang zum neuen Stadtteilzentrum determiniert ein aus großformatigen Granitplatten markierter Vorplatz. Das Plattenformat von 60×40 cm gibt dem gesamten Platzbereich eine einheitliche Struktur, die als Ordnungsprinzip für die Aufenthalts – und Vegetationselemente dient. Mit dem Morgengarten im Nordosten in Kombination mit dem Abendgarten im Südwesten des Gebäudes bildet dieser Platz ein Freiraumensemble, das den unterschiedlichen Ansprüchen des Zentrums gerecht wird und eine flexible Nutzung ermöglicht. In Anlehnung an den grünen Charakter des Stadtteiles wird der Außenraum des Neubaus mit gärtnerischen Elementen wie Ziergehölzen, Pflanzfeldern und hochwertigen Oberflächenbelägen gestaltet. Der Vorplatz wird dabei als Erweiterung des im Gebäude liegenden Saals verstanden. Ein modern interpretiertes Ornament aus Granitplatten und Holzinlays markiert den Aufenthaltsbereich unter den vorhandenen Bäumen. An den Randbereichen angelagerte Sitzelemente schaffen ein dauerhaftes Angebot an Verweilmöglichkeiten. Die so entstandenen Sitznischen können als Rückzugsorte für das Lesecafé oder als Treffpunkt der Mitarbeiter genutzt werden. Durch die Platzierung der Sitzelemente und die barrierefreie Gestaltung der Oberfläche kann der Platz als Stadtteilbühne für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt und in seiner Größe variiert werden. Vor der nördlichen Fassade lagern sich als Ergänzung Stellplätze für Fahrräder und der Bücherschrank unter einem Blumenhartriegel an.

Der Stadtteilgarten liegt vor den Verwaltungs- und Gruppenräumen im südwestlichen Bereich des Stadtteilzentrums und schirmt diese so vor den Blicken der Wartenden an der Straßenbahnhaltestelle ab – optische Diskretion. Der Garten greift die Struktur des Vorplatzes auf und wird mit geometrischen Heckenkörpern, abwechslungsreichen Gräserpflanzungen und einem reichhaltig blühenden Blumenhartriegel geschmückt. Die Pflanzungen lagern sich an zwei mit Holz verkleidete Hochbeete an, die von den Kultureinrichtungen genutzt und individuell bepflanzt werden können. Analog zu dem Stadtraum um den Marktplatz werden die direkt an das Zentrum anschließenden Flächen mit einem Belag aus ockerfarbenen Granitpflaster befestigt. Die Verwendung von rechteckigen Formaten schafft ein abwechslungsreiches aber zugleich ruhiges und gerichtetes Bild. Bäume und Heckenpflanzungen schirmen den offenen Spielbereich von dem Stadtteilzentrum und den Verkehrsflächen ab. In dem heterogenen und vielfältig genutzten Stadtraum um den Stöckener Markt entsteht mit dem neuen Stadtteilzentrum ein Anziehungspunkt, der den Ausgangspunkt für eine zusammenhängende und ganzheitliche Entwicklung bildet. Bei der Gestaltung wird besonderer Wert auf die Integration von vorhandenen Potenzialen gelegt, um so eine frühzeitige Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen und dem neuen Zentrum Stöckens ein dauerhaft hochwertiges Gesicht zu verleihen.