Wasserstadt Limmer 2. BA

1.Preis Wettbewerb
Städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept

Vier identitätsstiftende Freiräume

Der Marktplatz als Entree im Südosten, der Conti-Platz um den Conti-Turm als zentraler Stadtplatz, der Stadtanger als grüner Treffpunkt und die Limmer Spitze als Stadtteilpark am westlichen Ende des Quartiers – diese vier Freiraumtypologien bilden das Rückgrat der westlichen Wasserstadt. Gemeinsam mit der verbindenden städtebaulichen Figur erzeugen sie unterschiedliche Atmosphären und Stimmungen, bieten den Anwohnern und Besuchern wechselnde Erholungs-, Verweil- und Aktivitätsangebote und schaffen so Nachbarschaften mit eigenen Identitäten. Durch die kammartige Struktur entstehen allerorts Bezüge zu den Kanälen. Während die urbanen Blöcke und städtebaulichen Kanten im Quartiersinneren die vier markanten Freiräume formen, öffnen sich die Wohnhöfe zum Wasser und stellen Sichtbeziehungen zur umgebend Landschaft her. Die Wohnblöcke besitzen dabei eine maximale Höhe von fünf Geschossen, die sich zu den Rändern abstuft. Die Fünfgeschosser verdichten sich zum Contiplatz und akzentuieren so den urbanen Charakter um den Stadtplatz. Öffnungen der Wohnkomplexe verbinden die Wohnhöfe informell miteinander und schaffen so eine nachbarschaftliche Verbindung. Flankiert von einer umlaufenden Promenade, die im Süden als Kanalmeile zum Flanieren einlädt und im Norden als Fahrradpromenade den Bezug zu den Leineauen herstellt, wird das gesamte Stadtquartier samt erstem Bauabschnitt wasserseitig erschlossen und erlebbar gemacht.

 

Entree und Stadtplatz mit historischem Charme

Der Marktplatz am Bestandsgebäude bildet mit dem östlich gelegenen Stadtplatz ein Duett und geleitet so die Ankommenden in die Wasserstadt. Als Ergänzung zu den Angeboten des Nahversorgers bietet der Platz die Möglichkeit, regionale Produkte im regelmäßigen Rhythmus anzubieten und zudem saisonale Veranstaltungen zu organisieren. Respektvoll positionieren sich das Baumkarree und der Stadtpavillon am Fuße der Bestandsbauten. Als architektonisches Ensemble konzipiert, erhalten sie dennoch ihre Eigenständigkeit und tragen so zur Adressbildung am Eingang des Stadtquartiers bei. Die am Marktplatz beginnende Promenade besitzt hier einen urbanen Charakter. Bodenbündige Wasserbecken bilden im Bereich des Bestandsbaus einen Bezug zum Kanal und schaffen mit Sitz- und Liegepodesten Verweilorte. Einen ebenso urbanen Charakter erhält der Conti-Platz im Zentrum. Dominiert durch den Stadtbild prägenden Conti-Turm wird dieser vordergründig steinern gestaltet und offen gehalten. Mittels eines sanften Reliefs entsteht ein Wasserbecken, das den Turm umspielt und mit großzügigen Sitzstufen ungezwungenes, konsumfreies Verweilen und Kommunizieren fördert. Das Becken ermöglicht zudem, Regenwasser bei Starkregenereignissen aufzunehmen. Ein freier Baumhain aus Robinien, Gingko und Tulpenbäumen gliedert den Platz, spendet an Sonnentagen Schatten und schafft zudem einen spannungsvollen Kontrast zum 51m hohen Conti-Turm. Während sich am Westrand ein Eingangsbereich für den Bio-Supermarkt öffnet, entsteht an der Bäckerei am Ostrand Raum für Bestuhlung im Freien mit Blick über den Platz gen Westen.

 

Grüner Stadtanger und die Limmer Spitze

Der über die Quartiersallee erreichbare Stadtanger bildet das grüne Pendant zum Stadtplatz. Umgeben von einer Mischverkehrsfläche und flankiert von Vorgärten bildet der längliche Anger einen Kommunikations- und Aktionsraum. An beiden Kopfseiten begrenzen mit Sitz- und Spielelemente ausgestattete Angerplätze den Grünraum. Freie Baumgruppen bespielen die mittige Wiesenfläche, die durch sanfte Mulden Retentionsvolumen schaffen. Über die verkehrsberuhigte Parkstraße gelangt man zum nordwestlichen Abschluss der Wasserstadt, der Limmer Spitze. Dieser Stadtteilpark besticht durch seine Lagegunst und ermöglicht einen besonderen Blick auf den umgebenden Stadt- und Landschaftsraum. Die Nachzeichnung des vorhandenen Reliefs durch weitläufige Rasen- und Sitzstufen bildet an der Spitze einen Begegnungsort für Besucher aller Altersgruppen. Platzartige Aufweitungen der Parkwege, die sich aus der Süd- und der Radpromenade entwickeln, ermöglichen eine flexible Nutzung. Während heimische Gehölze die Parkwege begleiten und immer wieder Blicke auf den Kanal und das gegenüberliegende Ufer ermöglichen, sind die Rasenstufen und das Parkinnere frei gehalten – ein offener Blick entlang des Stichkanals gen Westen und ein Blick zurück zur Silhouette der Stadt gen Osten wird so gewährt.

An den Parkwegen befinden sich Aktionsfelder, die Spiel- und Sportangebote für Kinder und Jugendliche anbieten. Ein Pumptrack und ein Kletterspielplatz im nördlichen Parkbereich sind über die Radpromenade zu erreichen. Der südliche Parkweg führt zur Kanalmeile, der südlichen Promenade. Den Übergang zwischen Park und Promenade markiert ein kleines Gebäude, das als Kiosk oder Café genutzt werden und so einen Anziehungspunkt bilden kann. Die Südpromenade führt den Fußgänger bis zum Bestandsbau und weiter zur südlichen Nachbarschaft. Während die Aktionsfelder Spielmöglichkeiten für Kinder beinhalten, sind die Bänder mit Gräsern, Sträuchern und kleinkronigen Bäumen bestückt. Zudem sammeln sie anfallendes Regenwasser in ihren Mulden und bieten mit ihren artenreichen Wiesen Habitate für Insekten, Vögel und weitere Kleintiere. Die Architektur berücksichtigend überwindet eine neue Fußgänger- und Radverkehrsbrücke den Stichkanal. Sie bindet das Radnetz in Richtung Ahlem an und bildet über eine neu qualifizierte Grünanlage die westliche Eingangssituation der Wasserstadt aus.