Museumspark Rüdersdorf

2. Preis Freiraumplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb

Ankommen und Eintreffen setzt Hinführung und Hinwendung voraus – mit der Orientierung werden somit auch immer Erwartungen geweckt und Interessen gesteigert. Im räumlichen Kontext gilt es daher, Vorstellungen von Bevorstehendem zu erzeugen, Aussichten zu ermöglichen und eine spannungsvolle Vorfreude zu erschaffen.

Mit gezielten städtebaulichen Setzungen und landschaftsarchitektonischen Interventionen kann der derzeitig geringen Präsenz des Museumsparks Rüdersdorf sowie unzureichende Einbindung in die Siedlungsstrukturen von Rüdersdorf entgegengewirkt werden. Durch die Verknüpfung und Vernetzung vorhandener spezifischer Orte, deren Bedeutungen innerhalb der städtebaulichen Struktur hervorgehoben werden müssen, werden landschaftsräumliche Bezüge hergestellt und siedlungshistorische Kontexte neu aufgezeigt.

Entlang der prägenden, industriellen Tradition des Kalksteinabbaus lassen sich die zukunftsorientierte Siedlungsentwicklung Rüdersdorfs und die Erweiterungen bzw. Aufwertungen der Erlebniswelten für die Besucher des Museumsparks in Einklang bringen.

STÄDTEBAULICHE Setzungen und Erschließung
Diese südliche und westliche Hangkante der Tagebaugrube verbindet die Ortsmitte der Gemeinde Rüdersdorf mit dem Ortsteil Bergbrück, in dem der Hauptzugang zum historischen Museumspark liegt. Neben der verkehrstechnischen Erschließung über die „Straße der Jugend“ und die Heinitzstraße stellen somit der Ausbau und die Gestaltung der Rad- und Fußwegeverbindung entlang des Hangdammes die zentralen Maßnahmen zur Anbindung des Museumsparks dar. Mit der Aufwertung einzelner Wegeabschnitte, der Schaffung besonderer Orte und Plätze sowie der Herstellung von Querbezügen zu bedeutenden Orten und Bauten entsteht eine Identität prägende Orientierung, die den Besucher und Bewohner leitet und begeistert.

Den Auftakt bildet der Platz vor dem ehemaligen Straßenbahndepot, der an der Kreuzung „Dr.-Wilhelm-Külz-Straße“ und „Straße der Jugend“ den Übergang zum Marktplatz und damit zur Ortsmitte von Rüdersdorf formuliert. Mit der Neugestaltung der Platzflächen und der Einbeziehung der vorhandenen Straßenbahnstation erhält das zukünftig kulturell bzw. gastronomisch genutzte, ehemalige Straßenbahndepot einen angemessenen Vorbereich. Auf seiner Rückseite wird ein großzügiger Gartenbereich geschaffen, der durch eine Mauer bzw. Hecke zu Straßen und Wegen abgegrenzt wird. Gemäß der Bebauungsplanung zwischen der Straße „Grüne Kehle“ und dem Gelände des Schützenvereins wird darüber hinaus die Einrichtung eines Nahversorgers vorgesehen, der fußläufig ebenfalls an die auf Straßenniveau liegenden Platzflächen angebunden wird. Über eine großzügige, in den Platz integrierte Treppen- und Rampenanlage wird der auf dem höheren Niveau liegende Eingangsbereich des Nahversorgers erschlossen. Das Gebäude erstreckt sich ausgehend von dem Kopfgebäude hinter der Hangbewaldung entlang der Straße der Jugend. Die Anlieferung sowie die Zufahrt zu den Stellplätzen erfolgt über die Straße „Grüne Kehle“, die hierfür ausgebaut und entsprechend umgestaltet wird. Die „Grüne Kehle“ bildet zugleich die Spange zwischen dem Rüdersdorfer Marktplatz und dem landschaftsarchitektonisch neu aufgewerteten Wegraum am Saum der Grubenkante, der hier einen Abschnitt des 66-Seen-Wanderwegs darstellt. Einschnitte in der Mauer- bzw. Zaunanlage sowie kleine Plattformen ermöglichen entlang des Weges an markanten Orten und Plätzen Einblicke in die Landschaft des Tagebaus und erzeugen somit unterschiedliche Aussichten auf die Silhouette des Museumsparks. Im Bereich der städtebaulichen Erweiterung wird der Weg zu den Stellplätzen des Nahversorgers durch eine breite Gehölzpflanzung abgegrenzt. Der westliche Bereich der Stellplatzanlage dient als städtischer Ausweichparkplatz für Veranstaltungen im Ortszentrum, im Kulturhaus oder dem Museumspark. Den Abschluss der städtebaulichen Erweiterung bildet eine Querallee in Verlängerung des „Kalkberger Platzes“, die damit eine funktionale und gestalterische Verbindung zum Kulturhaus formuliert.

Die sich westlich anschließende dichte Bewaldung bleibt erhalten und bildet durch die Hanglage verstärkt die nördliche Raumkante der „Straße der Jugend“. Das Gelände und die Gebäude des Schützenvereins befinden sich in einer Senke innerhalb dieses Waldstücks und werden nur im Bereich der Zufahrt geringfügig umgestaltet.

Im Anschluss an den bereits ausgebauten Abschnitt der „Straße der Jugend“ wird der Kreuzungsbereich „Heintzstraße“ und „Landhof“ umgebaut und mit einem Kreisverkehr ausgestattet. Der weitere Verlauf der „Straße der Jugend“ wird bis zum „Torellplatz“ entsprechend der verkehrstechnischen Anforderungen ausgebaut. Über die beiden umgestalteten Mittelinseln des Torellplatzes und dem neu ausgebauten Kreisel an der „Heinitzstraße“ werden neben einer entsprechenden Beschilderung zusätzliche Elemente zur Orientierung entwickelt, die die Besucher des Museumsparks mit thematischen Bezügen zum Parkplatz und Eingangsbereich des Museumsparks führen.

Der vorhandene Parkplatz erhält im Zufahrtsbereich sowie entlang des Rad- und Wanderwegs eine neue Gestaltung. Vom Wegraum durch begleitende Baumreihen abgesetzt werden hier Bushaltestellen für Reisbusse angeordnet. Über die Umfahrung gibt es die Möglichkeit die Busse bei längeren Wartezeiten im östlichen Teil der Parkplatzanlage abzustellen. Die Anordnung der Stellplätze wird in die bestehende Gliederung des Parkplatzes integriert. In die beiden westlichen Stellplatzreihen werden Pflanzstreifen eingelassen, die mit Baumreihen bepflanzt werden und somit den Parkplatz zusätzlich räumlich gliedern. Die westlichen Stellplatzreihen werden ohne Mittelstreifen ausgebildet, um Bussen und Wohnmobilen ausreichend Fläche zum Abstellen zu bieten. Der Zufahrtsbereich wird entsprechend der notwendigen Fahrbahngassen großzügig erweitert und in separate Einfahrts- und Ausfahrtsspuren gegliedert. Die Zufahrt zum Schützenverein sowie die Einfahrtszonen der angrenzenden Garagen werden hierbei in den Zufahrtsbereich integriert.

Bergschreiberamt und Terrassengarten
Vom Parkplatz des Museumsdorfs gelangen die Besucher über die Weiterführung des Rad- und Wanderwegs entlang der „Heinitzstraße“ zum Entrée des Museumsparks. Dieses besteht aus dem zum Teil umgebauten Gebäudekomplex des Bergschreiberamts mit Vorplatz und Hofterrasse, dem Straßenraum der „Heinitzstraße“ und dem, durch den gegenüberliegenden Hang eingefassten, Platz zur Linde. Der neu umgestaltete Gebäudeflügel des Bergschreiberamts, in dem die Tickets für den Museumspark verkauft werden und sich der Museumsshop befindet, erhält auf der Nordseite in Form eines kleinen Plateaus einen großzügigen Eingangsbereich. Von hier aus öffnet sich der Raum zur tiefer liegenden Hofterrasse sowie entlang der „Heinitzstraße“ zum Eingang der Museumsparks. Dieser Empfangsraum wird durch den mit Streifen aus Gräser- und Strauchpflanzungen hervorgehobenen Platz zur Linde aufgewertet und erhält damit eine eindeutige Richtung. Ein kleiner Aufenthaltsplatz mit Sitzstufen am Fuße der Böschung bildet den Abschluss des Entrées zum Museumspark.

Das Eingangsplateau rahmt auf Höhe des Fußwegs das Bergschreiberamt entlang der Süd- und Westfassade, wodurch der Zugang zum Gebäude ohne Rampenanlagen barrierefrei ausgebildet werden kann. Von dem Niveau des Eingangsplateaus führen Treppenanlagen über den Hof direkt in den Terrassengarten, der sich bis zum Ufer des Strausberger Mühlenfließes erstreckt und mit der neuen Hafenanlage eine neue Orientierung zum Wasser erhält. Entlang der „Heinitzstraße“ geht das Eingangsplateau in eine Sitzterrassenanlage über, die den Niveauunterschied zum Hof des Bergschreiberamts abfängt und hierbei Sitzgelegenheiten zum Ruhen und Warten anbietet. Die Zufahrt zum Hof bildet zugleich die Wegeverbindung vom Museumsshop zum Eingangstor des Museumsparks. Der Hof erhält einen einheitlichen Plattenbelag, der vom Fußweg an der „Heinitzstraße“ in die Hofflächen hineinläuft und einzelne Inseln aus Kleinsteinpflaster einfasst. In dem quer zum Hof in das Gelände hineinführenden Gebäudeflügel des Bergschreiberamts befindet sich über drei Etagen eine Gastronomie, die von der Straße aus, an der südwestlichen Fassade ihren Haupteingang erhält. Die an diesem Zugang liegende Terrassenfläche mit Schatten spendendem Baumbestand wird als Garten für eine Außengastronomie hergerichtet.

Die sich in nordwestlicher Richtung an das Gebäude und den Hof der anschließenden Terrassen bilden gemeinsam mit der offenen Rasenfläche und dem Pavillonbau am Mühlenfließ das Gartenareal des Bergschreiberamts. Die am Gebäude in dichter Abfolge den Hang abfangenden Terrassen werden im Zuge der Umgestaltung zugänglich gemacht und entlang der Säume mit Gräsern und Stauden neu bepflanzt. Als Galerie-Terrassen können sie Platz zum Auf- und Ausstellen von Skulpturen bieten und weiterhin als Bühne für Kulturveranstaltungen wie Konzerte und Theater dienen. Das untere Rasenparterre bietet Platz für vielfältige Aktivitäten und Veranstaltungen und besitzt mit dem Pavillon und den das Ufer begleitenden Gehölzen einen räumlichen Abschluss. Einzig der Anleger für Schiffe, die auf dem Mühlenfließ verkehren, erhält einen Wegeanschluss an die den Garten nach Nordosten begrenzende Verbindungsachse zur Hafenanlage für Sportboote.

Park am Mühlenfließ
Die Flächen entlang des Strausberger Mühlenfließes, die  mittel- und langfristig für eine Umgestaltung zur Verfügung stehen, werden als öffentliche Parkanlage landschaftlich gestaltet und für unterschiedliche Nutzungen angelegt. Der Park am Mühlenfließ formuliert somit den Übergang zwischen dem Garten des Bergschreiberamts und dem Museumspark, wobei die Pumpstation des Bülowkanals als bedeutender Ort einen wesentlichen Bezug zu den Anlagen im Museumspark herstellt. Mit der offenen Gestaltung eines Holzlamellenzauns im Bereich des ehemaligen Bülowkanals wird mit dem Blick auf das Bülowportal die historische Verbindung verdeutlicht. Der öffentliche Weg über den „Kumpelsteg“ führt in seiner Verlängerung an der neu gestalteten Einfriedung vorbei und zieht sich über die gesamte Länge durch den Park am Mühlenfließ. Über querende Verbindungen ist der Weg an die „Heinitzstraße“ und an den neuen Bootsanleger angebunden. In die Steganlage des Bootsanlegers ist ein kleines Gebäude für den Kanuverleih integriert, um den Ein- und Ausstieg zu erleichtern und die Kanus vor Ort lagern zu können.

Der sich durch den Park erstreckende Hauptweg wird von einem Pflanzstreifen aus Sträuchern und Gräsern begleitet und formuliert eine räumliche Trennung zwischen den Grundstücken zur „Heinitzstraße“ und den am Ufer gelegenen mit einzelnen Bäumen aufgelockerten Wiesenflächen. Auf der offenen Fläche unterhalb der Garagen des Bergschreiberamts werden Sport- und Spielflächen angeboten und mit entsprechenden Belägen und Ausstattungselementen in die Parkstruktur integriert.

Innerhalb des Museumsparkgeländes wird der Bereich um den ehemaligen Bülowkanal als offene Rasenfläche ausgebildet, um die hier auf die historischen Bezüge verweisende Topographie zwischen „Kumpelsteg“ und Rumfordöfen hervorzuheben.

Gemäß der Verfügbarkeit der Flächen sowie der Finanzierung der Maßnahmen wird im ersten Abschnitt das Entrée des Museumsparks im direkten Umfeld des Bergschreiberamtes realisiert. Dies beinhaltet das die Herstellung des Eingangsplateaus, der Hofterrasse, des Platzes zur Linde sowie die notwendigen Sanierungen im Terrassengarten. Für eine erste Verbindung zwischen Terrassengarten und „Kumpelsteg“ könnte der vorhandene Weg zwischen den Kleingärten genutzt werden, der in der weiteren Entwicklung mit der Anlage des Parks am Mühlenfließ zum Parkweg ausgebaut wird.

Mit den aufgezeigten städtebaulichen Entwicklungen, den landschaftsarchitektonischen Setzungen und der Neugestaltung des Entréebereichs um das Bergschreiberamt wird eine Siedlungsstruktur für Rüdersdorf initiiert, die die eigene Identität in der Region stärkt und für die Besucher des Museumsparks über die Aufwertung des Ensembles im Eingangsbereichs neue Erlebniswerte schafft.